Jan Paul Nagel

Komponist aus Lohsa / Litschen

Nagel wurde am 8. Mai 1934 in Lohsa geboren. Mit vierzehn Jahren war er Kantor an der Kirche zu Lohsa, gleichzeitig Schüler an der Kirchenmusikschule Görlitz.

Nach dem Abitur an der Sorbischen Oberschule in Bautzen studierte er an der Deutschen Hochschule für Musik in Berlin (Klavier bei Rudolf Dunckel, Chordirigieren bei Gerhard Räker, Orchesterdirigieren bei Willi Niepold und Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny). Danach arbeitete er zwei Jahre als Chordirektor beim Staatlichen Ensemble für sorbische Volkskultur (heute Sorbisches Nationalensemble) in Bautzen. In dieser Zeit war er Meisterschüler bei Rudolf Wagner-Régeny an der Deutschen Akademie der Künste Berlin. Danach lebte er als freischaffender Komponist in Burg (Spreewald), Cottbus, Leipzig und Litschen (bei Lohsa).

Von 1969 bis 1977 war er Vorsitzender des Arbeitskreises sorbischer Musikschaffender.

Nach 1989 betätigte er sich aktiv an der Erneuerung der sorbischen Volksorganisation der Domowina, als deren Vorsitzender er 14 Monate wirkte. Während dieser Zeit wurde 1991, nicht zuletzt dank seiner intensiven Bemühungen, in Lohsa die „Stiftung für das sorbische Volk“ gegründet.

Gemeinsam mit seiner Frau gründete er 1991 den ENA-Musikverlag, der seit 2006 unter Leitung von Frau Liana Bertók in Bautzen arbeitet.

1994 initiierte er zusammen mit Werner Thomas die Gründung des Fördervereins „Begegnungsstätte Zejler-Smoler-Haus Lohsa e.V.“ und war bis zu seinem Tod dessen Vorsitzender.

Nach langer, schwerer Krankheit verstarb er am 21. Mai 1997 in Litschen.

Musikalisches Schaffen
Unter dem Einfluß seines Lehrers und der Komponisten Hanns Eisler und Hans Werner Henze, die in den letzten 1950ger Jahren zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Berliner Musiklebens gehörten, setzte sich Nagel intensiv mit der Zwölftontechnik auseinander. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Schaffensperiode sind die „Drei Gesänge für Bariton und Orchester“ auf Gedichte von Johannes Bobrowski sowie die „Passacaglia für großes Orchester“. Mit dem ersten Streichquartett, welches diese Periode abschließt, nähert er sich wieder der erweiterten Tonalität, aufgelockert durch neue Klangeffekte, die aber stets so eingesetzt sind, daß es einer dramaturgischen Logik entspricht. Es folgten die beiden ersten Sinfonien, das Violinkonzert und erfolgreiche Kammermusikwerke wie die Sonate für Violine und Klavier, verschiedene Werke für Violoncello und Klavier, die Sonaten für Flöte und Violoncello.
In vielen Werken Jan Paul Nagels ist der Einfluß der sorbischen Folklore deutlich spürbar. Hierzu gehören insbesondere die „Zehn sorbischen Tänze für Streichquartett“ und viele populäre Lieder, die zum Teil schon als Volkslieder gelten. In einem Programmheft des Brünner Musikfestivals 1987 ist über den Komponisten zu lesen:

„Nagel ist einer der Komponisten, die auf den Anteil der Lausitzer sorbischen Musiker beim Herausbilden eines besonderen Profils des heutigen musikalischen Europas aufmerksam machen.“

Nach 1989 betätigte Jan Paul Nagel sich zunächst aktiv an der Erneuerung der sorbischen Volksorganisation, der Domowina, als deren gewählter Vorsitzender er 14 Monate wirkte. Sein musikalisches Schaffen erfuhr von 1991 bis 1997 einen großen Aufschwung. Es entstanden verschiedene neue Werke, insbesondere für Orgel und kammermusikalische Besetzungen. Von 1995 bis 1997 arbeitete er an seinem letzten großen Werk, der „Sinfonia V“ für Orgel und Schlagwerk. Die geplante Orchestrierung konnte er nicht mehr fertig stellen. Auch „Sinfonia IV“ blieb unvollendet, ebenso wie viele Pläne und Entwürfe.